Das Schokoladenmädchen hatte geladen

Lesung zu Francesco Algarotti und Konzert im Festsaal

Nach langer Pause begann am Sonntag, den 04. Juli 2021, im Festsaal von Schloss Nöthnitz die neue Konzertreihe des Vereins zur Förderung der Kultur im Schloss Nöthnitz sowie zum Gedenken an Johann Joachim Winckelmann. Freundlicherweise hatte der Besitzer, Herr Jan David Horsky, für das „Konzert mit Lesung zum Thema: Barock und Schokolade“ Schloss und Park weit geöffnet. Auserlesene köstliche Delikatessen für Ohren, Augen und Gaumen warteten auf die Gäste. Ein Quartett von Kunst und Kultur gestaltete das Programm. Im Festsaal, neben dem Konzertflügel arrangiert, empfing eine Kopie des „Schokoladenmädchens“, gemalt vom Schweizer Liotard, die Gäste und wies auf das Thema hin.

Zum Auftakt spielte der Pianist Daniel Heyne Bachs „Präludium und Fuge Es-Dur“ aus „Das Wohltemperierte Klavier“ Teil 2. Seine beherzte Interpretation des Stückes stimmte die Zuhörer musikalisch auf die Zeit des Barocks ein.

Nach freundlicher Begrüßung durch Frau Irmela Werner, der Vorsitzenden des Vereins, und Herrn Horsky wurde Herr Klaus-Werner Haupt aus Spremberg vorgestellt. Einigen Gästen, insbesondere aus dem Kreis der Vereinsmitglieder, war er als Autor unterschiedlichster Schriften über J.J. Winckelmann und seine Zeit kein Unbekannter. Unvergessen sein Theaterstück zum Bild „Winckelmann im Kreise der Gelehrten in der Nöthnitzer Bibliothek“. Diesmal hatte er sein neues Buch über das Leben und Wirken des Gelehrten, Connaisseur und Poeten Francesco Algarotti (geb. 1706 in Venedig, gest. 1764 in Pisa) mitgebracht. Obwohl sich Winckelmann und Algarotti wahrscheinlich nie begegnet sind, kannte Winckelmann die Schriften Algarottis.

Klaus-Werner Haupt las, im Wechsel mit der Musik von Domenico Scarlattis Sonaten, Auszüge aus dem Leben des Weltenbummlers Algarotti. Dieser war am preußischem Hofe bei König Friedrich II. ein gern gesehener Gast, Freund und Ratgeber in Kunst und Kultur. Wir erfuhren von umfangreichen Reisen Algarottis mit Friedrich II. quer durch Europa bis in den hohen Norden, in die „Polargegend“, wie sie damals Voltaire benannte. Die hohen Ansprüche und Unrast des Königs führten 1741 zur Trennung des gesundheitlich angeschlagenen Italieners vom preußischen Hof. Damit war der erste Teil des Programms beendet.

Die Pause begann mit dem Auftritt des dritten Parts im Quartett. Das „Schokoladenmädchen“ kam persönlich und servierte leckere Pralinen für jeden einzelnen Gast. Am Zugang zum Blauen Salon hatte die Schokoladenmanufaktur Schürer aus Heidenau einen Stand aufgebaut. Dort konnten verschiedenste Schokoladenartikel aus eigener Produktion erworben werden und für den Durst gab es selbstgefertigte Getränke. Nach den geistigen Genüssen, jetzt also die leiblichen.

Gleichzeitig erschallten aus dem „Blauen Salon“ gedämpfte Gitarrenrhythmen.Der Gitarrenlehrer Erkin Cavus hatte zwei sehr talentierte Schülerinnen, Flora und Uta Üregi, mitgebracht. In hoher Qualität präsentierten sie dem begeisterten Publikum ihr Können. Ein kleines Kontrastprogramm zur gehörten Klassik des Barocks. Die Überraschung war gelungen und das Quartett der Künste vollkommen

Erst ein mehrmaliges Mahnen und Erinnern, dass die Pause zu Ende sei, ließ die Gäste sich wieder im Festsaal einfinden. Dort eröffnete Daniel Heyne, kräftig und mitreißend in die Tasten greifend, den zweiten Teil des Programms. Mit Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ wurde zu Sachsens Glanz und Herrlichkeit übergeleitet.

Schon von Berlin aus hatte der Italiener Algarotti aufmerksame Blicke auf die Kultur der sächsischen Residenz geworfen. Klaus-Werner Haupt präsentierte dazu aus seinem Buch das höfische Leben in Dresden, das im 18. Jahrhundert als „italienische Kolonie auf sächsischen Boden“ bezeichnet wurde. Wir hörten von Klaus-Werner Haupt, wie Algarotti, dank seiner vielfältigen Talente in Kunst, Musik, Architektur und seinen Verbindungen zur Kunstszene in Italien, für August III. und seinem mächtigen Oberkammerherr Heinrich von Brühl unentbehrlich wurde. Mit umfangreicher Recherchearbeit, bei klarer, nicht abschweifender Darstellung, nahm der Lesende die Zuhörer in den Bann seines Vortrages. Die bildhafte Beschreibung vom Leben in den damaligen Kunstresidenzen Dresden, Venedig und Rom beflügelte die Phantasie der Zuhörer.

Die Lesung wurde abgerundet mit der Beschreibung kulinarischer Köstlichkeiten des sonst so spartanisch lebenden preußischen Königs Friedrich II. auf Schloss Sanssouci. Virtuos antwortete Daniel Heyne auf diese Vorlage mit den bekannten Musikstücken „Kinderszenen“ von Robert Schumann.

Besser hätte das erste Konzert im Schloss Nöthnitz nicht enden können. Ein großer Dank an alle Mitwirkenden und Gestalter des Programms. Die Zuhörer und Gäste freuen sich und sind gespannt auf die Fortsetzung der Konzertreihe.

Ein schöner Bericht zu diesem Tag auf Schloss Nöthnitz verfasst von S.Üregi findet sich auch im Amtsblatt der Gemeinde „Bannewitzer Blick“ (Juli 2021)

Der Dank für die Bereitstellung von Texten und Bildern geht an:
S.Drabek, I.Werner, J.Horsky, H.Raeuber, S.Üregi und S.Friedrich